Radfahren durch das alte Wierdenland
“ 'Weiter nördlich schlängelt sich das Reitdiep noch ungebändigt durchs Groninger Land.' ”
Ist es ein Fluss oder ein Kanal? Das Reitdiep ist irgendwie beides, und um es noch komplizierter zu machen: Eigentlich ist es die alte Hunze. Die Hunze wiederum ist der Oberlauf der Drentse Aa. Alles klar? Die ersten Bewohner besiedelten das Tal der Hunze schon vor unserer Zeitrechnung. Lange war der Fluss eine wichtige Lebensader der Stadt Groningen, denn er bildete die Verbindung zum offenen Meer. Um diese Lebensader für Schiffe befahrbar zu halten, wurde die Hunze zu einer Art Kanal begradigt: dem Reitdiep. Das ist vor allem zwischen Groningen-Stadt und Garnwerd noch gut zu erkennen. Weiter nördlich schlängelt sich das Reitdiep noch ungebändigt durchs Groninger Land.
Frischer Fisch in Zoutkamp
Die Vermutung liegt nahe, dass sich das „Zout“ in Zoutkamp auf das salzige Meer bezieht. Stimmt auch, zumindest fast: Bei Zoutkamp wird seit Jahrhunderten Salz gewonnen, allerdings nicht aus dem Meer, sondern aus einem vor dem Deich gelegenen Salzmoor. 1418 wird „Soltcampum“ erstmals urkundlich erwähnt. Lange ist es ein lebhaftes Fischerdorf und eine strategisch gelegene Schanze an der Lauwerszee. Wer Zoutkamp erobert, kontrolliert die Stadt Groningen. Große Bedeutung erlangt der Ort im Achtzigjährigen Krieg, als die Stadt Groningen eine Weile in spanischen Händen ist. Bis 1960 hat Zoutkamp einen Fischereihafen, der jedoch durch die Eindeichung der Lauwerszee seinen Zugang zum Meer verliert. Dennoch hat sich der Charme eines typischen Fischerdorfes erhalten, und noch heute ist Zoutkamp der perfekte Ort für Liebhaber von frischem Fisch. Im Fischereimuseum am alten Binnenhafen kann man alles über die Geschichte von Zoutkamp erfahren.
Markante Warft Ezinge
Beim Wort „Warft“ denken viele sofort an die von Ezinge, die als markantes Paradebeispiel gilt. Der Archäologe A.E. van Giffen konnte nachweisen, dass dieser Ort schon seit Jahrhunderten besiedelt ist. Wenn man gut hinschaut, erkennt man, dass an der Warft etwas eigenartig ist, als ob ein Stück herausgebrochen wurde. Und das stimmt: Vor dem Krieg wurden viele Warften abgetragen, da sich der fruchtbare Boden gut verkaufen ließ. Heute finden wir es schade, damals dachte man einfach ans Geld. Am Rand der Warft steht eine romanische Saalkirche mit freistehendem Turm. Solche Türme findet man öfter in Groningen, da sie einst eine strategische Funktion als sicherer Zufluchtsort für die Bevölkerung hatten. Der Herr verschanzte sich bei Gefahr auf seiner Borg, die Dorfbewohner saßen im Turm. Wer mehr über die Warften erfahren möchte, ist im Museum Wierdenland in Ezinge genau richtig. Hunger oder Durst bekommen? Lassen Sie sich dann im gemütlich-nostalgischen Café und Restaurant De Brug nieder.
Inspirationsort Allersmaborg
Wer sich von Ezinge oder Aduarderzijl der Allersmaborg nähert, könnte sie fast übersehen. Das Anwesen ist ein stimmungsvoller Ort mit Baumhecken, einem Obstgarten und einem Graben mit Zugbrücke. 1489 wohnt hier ein gewisser Duurt Allersma, der wahrscheinlich die Aufgabe hat, die Schleuse am Reitdiep zu bewachen. Das Hinterhaus ist der älteste Teil. Auffällig ist der riesige Taubenschlag im Vorgarten: ein Nachbau des Taubenschlags, den ein Nachfahre von Duurt Allersma um 1650 errichten ließ. Die letzte Bewohnerin der Borg ist Annie Vriezen, Leiterin einer Künstlerkolonie, die auf der Borg lebt, arbeitet und ausstellt. Bekannte Künstler kommen gerne hierher, um Inspiration zu finden. Wenn man über das Landgut spaziert, versteht man auch, warum. Schlendern Sie also in Ruhe eine Runde um den Graben und pflücken Sie sich einen Apfel im alten Obstgarten.
Vom 1. April bis zum letzten Tag der Herbstferien bringt die Reitdiepfähre Wanderer und Radfahrer von Schaphalsterzijl nach Aduarderzijl und zurück. Den Fahrplan finden Sie auf reitdiepveer.nl