Wie das Meer Lauwerszee zum See Lauwersmeer wurde
Wie man die Not zur Tugend macht
Bis 1969 rann hier noch Salzwasser durch die Prielen und Rinnen. Heute, ein halbes Jahrhundert später, ist diese Region rund um den Lauwersmeer-See ein einzigartiger Nationalpark. Das war zwar nicht der Grund für den damaligen Abschluss der Lauwerszee, der ehemaligen Bucht im Norden der Niederlande, aber dieses spektakuläre Endergebnis machte die schwierige Entscheidung, die Einflüsse des offenen Meeres zu meistern, mehr als gut.
Jahrhundertealte Idee
Früher war die Wirkung von Ebbe und Flut über den Reitdiep bis in die Stadt Groningen spürbar. Meistens war das kein Problem, ab und zu führten die Gezeiten jedoch zu Überflutungen. Schon im Jahr 1600 gab es Pläne für einen Abschluss des Meeresarms. Das viele Geld, das man mit der Schifffahrt verdiente und man durch den Abschluss zu verlieren drohte, stellte allerdings ein Hindernis dar. Noch einmal ereignete sich eine Katastrophe - bei der Weihnachts-Flut im Jahr 1717 fielen Hunderte von Menschen der großen Überschwemmung zum Opfer. Als Antwort darauf wurde der Dokkumerdiep mit einer Schleuse gesichert - der Dokkumer Nieuwe Zijlen. Der nächste Schritt zum Bezwingen der See war der Abschluss des Reitdiep bei Zoutkamp. Seitdem gibt es in der Stadt Groningen keine Einflüsse der Gezeiten mehr.
Abschied vom Meer
Leider würde sich das Meer mit verheerenden Folgen dafür rächen. Nach der Sturmflutkatastrophe 1953 in Zeeland nimmt der Beschluss zum Abschluss der Lauwerszee feste Formen an. Ein enormer Eingriff. So bedeutete der Abschluss der Lauwerszee das Ende für das lebhafte Fischerdorf Zoutkamp. Als Königin Juliana 1969 in dem Dorf zu Besuch war, hingen dort sogar die Flaggen auf halbmast. Aber die Groninger sind einfallsreich. Schon bald wurde Zoutkamp zu einer farbenfrohen Attraktion für Touristen. Inzwischen konnte sich die Natur nahezu überall ungestört entfalten. Mit einem Minimum an menschlichem Eingreifen entstand in kürzester Zeit ein herrlicher Nationalpark mit außergewöhnlichen Vögeln und Pflanzen. Rund um den See tummeln sich sogar wilde Konik-Pferde und Schottische Hochlandrinder. Hier könnt ihr euch mit eigenen Augen ansehen, welchen Einfluss Süßwasser auf den Meeresboden haben kann.